Der Blue-Screen-Effekt |
Eigentlich sollte diese Tricktechnik genügend bekannt sein. Schließlich wird sie nun inzwischen jahrzehntelang angewandt. Aber vielleicht hat sich ja doch der eine oder andere darübern noch keinen Kopf gemacht. Also all jene, die den Effekt schon kennen, müssen mich unbedingt berichtigen, wenn ich etwas falsch erzähle. Und wer es noch nicht kennt, ist hinterher schlauer.
Im Film muß bekanntlich so viel wie möglich im Studio (in einer mehr oder minder großen Halle) gedreht werden, da dort kaum störende Geräusche, Lichteffekte und anderes auftreten. Ebenfalls ist dort die empfindliche Aufnahmetechnik geschützt. Deshalb werden alle möglichen Szene im Studio nachgestellt, soweit dies möglich ist. Was aber bei einem Frühstückszimmer oder einem Dachboden noch relativ einfach ist, bereitet bei größeren Landschaften mehr Probleme. Einfach weil das Studio nur begrenzten Raum umfaßt. Eine Möglichkeit, dem abzuhelfen, ist es, einfach auf eine Hintergrundleinwand das Hintergrundbild zu malen. Das wirkt aber in vielen Fälle zu künstlich und versagt gänzlich bei bewegten Hintergründen. In der Frühzeit der Filmgeschichte wurde auf die Hintergrundleinwand die bewegte Sequenz in Rück- oder Aufprojektion gespielt. Wegen der Unschärfe und Problemen bei veränderlichen Brennweiten wurde dieses Verfahren durch die Blue-Screen-Technik abgelöst.
Wie die Blue-Screen-Technik funktioniert, will ich an Atréjus Flug auf dem Glücksdrachen zeigen. Wie bei der alten Technik werden Vordergrund und Hintergrund getrennt aufgenommen. Ich habe als Beispiel ein Bild aus dem Web genommen (das Cover vom The Neverending Story Picture Album, zwar nicht mehr die beste Qualität, aber sie reicht aus) und einen Ausschnitt aus einer anderen Flugszene (Aus: The World of the Neverending Story).
Die Vordergrundszene wird vor einer großen blauen Wand aufgenommen. Strahlendblau wird verwendet, weil diese Farbe in der Natur kaum vorkommt. Das ist wichtig weil alle Stellen, die im Vordergrund blau sind später transparent werden. Prinzipiell wäre aber auch jede andere Farbe möglich. Das Problem für die Filmcrew ist nun auf der gesamten Leinwand ein gleichmäßiges Blau zu erzeugen. Das bedeutet gleichmäßige Ausleuchtung (bei der UG 800 Leuchtstofflampen) und eine völlig plane (ebene) Oberfläche, um Schattenbildung zu vermeiden. Gewöhnlich werden dazu blaue Nylontücher aufgespannt. So wird aber auch die Leinwand sehr empfindlich. Während der Dreharbeiten ist die Leinwand mindestens einmal über 20m weit aufgerissen. Bei einem Preis von rund 100.000 Mark ein herber Verlust. Aus der gedrehten Szene werden über Blaufilter zwei inverse Masken hergestellt (die sogenannten Travelling Mattes). Einmal ist der Vordergrund durchlässig und einmal der Hintergrund.
In einer besonderen optischen Anlage (dem Optical Printer) werden parallel Vorder- und Hintergrund maskiert, also ihr Licht durch die oben erstellten Masken geschickt. In unserem Fall bleibt im Vordergrund nur der fliegende Atréju und Fuchur und im Hintergrund die Berge, die nicht von Atréju und Fuchur verdeckt werden.
Die so entstandenen Lichtstrahlen werden über halbdurchlässige Spiegel zu einem Strahlengang vereint. Es verbleiben die entgültigen Bilder, die auf einem Rohfilm belichtet werden können.
Das Ergebnis meines Experiments könnt ihr ja selbst beurteilen. Das Verfahren besitzt natürlich auch Schwachpunkte. Zum Beispiel wird durch das flauschige Fell des Glücksdrachen dessen Siluette unscharf. Will sagen, es ergibt sich ein Misch-Blauton. Dieser wird vom Blaufilter nicht immer erkannt und verbleibt so im Endbild, als blaue Siluette. Interessanterweise merkt man den bewegten Bildern der Flugszene den Trick an, einzelnen Standbildern der selben Szene jedoch nicht. Scheinbar wirkt sich dieser blaue Mischton für das Auge vor allem durch hochfrequente Wechsel aus. Hier noch ein paar Beispiele aus dem Film.
Fuchur von vorn aber mit diversen Hintergründen:
Fuchur von der Seite auch mit verschiedenen Hintergründen:
Fuchur von hinten (leider nur mit Bastian, Atréju war ja auch so zu sehen):
Atréju am Strand:
Wer mir noch mehr zu diesem Thema sagen kann, den bitte ich, mir einfach mal zu mailen .