Unendlichen Geschichte |
![]() |
|
Görden, Michael: Die Welt der unendlichen Geschichte: Bilder für den Film, Lübbe-Verlag, Bergisch-Gladbach, 1984, ISBN 3-7857-0385-6., 128 Seiten.
Dieses wunderschöne Buch füllt den Raum zwischen Michael Endes Originalgeschichte und der Verfilmung. Mit seinen phantastischen Bildern der faszinierenden Landschaften Phantasiens und dessen wunderlichen Gestalten sowie mir seinen Fotos aus dem Film wird der Weg von der Ideenfindung über die Umsetzung in bewegte Bilder bis hin zur Realisierung des Streifens aufgezeigt. Dabei erleben wir einfühlsam die Arbeit der zahlreichen Künstler mit, deren Arbeit zu dem grossen Erfolg des Kinoknüllers geführt hat.
Was zunächst unrealisierbar aussah, die Umsetzung der vielfältigen Landschaften
Phantasiens, gelang dem großen Künstler Ul de Rico. Mit
seine Vorstellungen schuf er die Grundlage für die Gestaltung der Bühnenbilder und
der Kreaturen Phantasiens. Wir finden im ersten Kapitel Bilder vom Gebirge der
gläsernen Türme, dem Gebirge der Einsamkeit, dem Dorf der Grasleute, dem Haulewald
und anderer Städte und Landschaften. Bei den umgesetzten Landschaften ist die
Ähnlichkeit der Bildvorlagen mit den tatsächlichen Kulissen verblüffend. Aus
Ul de Ricos Hand stammen auch die Entwürfe für den Felsenbeißer, die Morla sowie den
Gmork.
Ganz besondere Bedeutung und ebenso große Schwierigkeiten für die (Film-)Künstler besaß
das körperlose, alles zerstörende Nichts und sein Diener, der Gmork. Während letzterer
Werwolf viele Vorbilder in der Filmgeschichte besitzt, mußte das Nichts aus Michael Endes
Original für die Darstellung in einem Film deutlich gewandelt werden. Auch wenn dadurch
die Idee Endes entfernt wird, erzeugt die verfilmte Idee große Dramatik und Spannung.
Die Trostlosigkeit und kommt aber im Film an anderer Stelle um so stärker zur Geltung,
und zwar in den hervorragend umgesetzten Sümpfen der Traurigkeit. All diese
detailreichen Bilder verdanken wir neben Ul de Rico auch
Juan Japl (siehe Bild).
Ein großes Kapitel des Buches widmet sich der Hauptaufgabe Juan Japls, der Umsetzung
der vielen phantas(t)ischen Gestalten sowie den Storyboards. Nun sind Phantasiegestalten
jedoch nicht so einfach zu erfinden und auf Papier festzuhalten. Es wird erklärt, warum
nur eine optimale Mischung zwischen Exotik und Realitätsnähe (zur Verbindung der einzelnen
Wesen mit ihren eigenen Geschichten) den großer Erfolg gebracht hat. Ebenso vermittelt
das Buch, welche gewaltige Leistung in der Gestaltung der Storyboards liegt.
Über den Mittelpunkt Phantasiens gab es viel zu erzählen, da er nicht nur das
politische und kulturelle Zentrum Phantasiens ist, sondern die Umsetzung vieler
tiefgründiger Ideen des Autors und Vergleich mit unserer Welt darstellt. Das Buch
hat mir gezeigt, daß sich trotz vielmaligem Lesen der Originalgeschichte immer
wieder neue Facetten Fantasiens entdecken lassen.
Das fünfte Kapitel über Helden und Retter ist dem Kern der Geschichte gewidmet,
seiner Parabel. Wir erfahren, warum sich diese Gescichte bzw. der Film in erfrischender
Weise von anderen Fantasygeschichten und -filmen abhebt. Nicht kämpfen muß der junge
Held auf seinem weiten Weg lernen, sondern Mut, Weisheit und Verständnis. Und nicht der
Retter wird er werden. Dieser Retter wird dagegen von der Geschichte angezogen, genau
wie der Zuschauer. Mit dieser Idee ist es Michael Ende gelungen, eine Geschichte zu
schreiben, die nie langweilig wird, weil sie an den Leser bzw. Zuschauer gerichtet ist.
Die Umsetzung der vielen Ideen und gezeichneten Entwürfe durch die Tricktechniker wird am Schluß des Buches beschrieben. Wir erhalten einen Einblick in die Bastlerstuben der Filmleute. Die Frage, wie verblüffende Effekte mit oftmals nur geringen Mitteln erzeugt werden, begeistert mich bei jedem guten Film erneut.