Rainer/Myrleans/Matthias Fan-Fiction

Folge 2 (Myrlean)

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Als Bastian abends in seinem Bett lag, fiel ihm auf dass er vergessen hatte seine Tabletten zu nehmen. Das war ihm schon lange nicht mehr passiert. Normalerweise war der Gedanke an sein Leiden allgegenwärtig...ein leises Stimmchen irgendwo in seinem Hinterkopf erinnerte ihn unablässlich daran. Seltsamerweise lag er weiterhin ganz ruhig da. Ob er die abendliche Dosis noch einnehmen sollte? Aber der Psychologe hatte gemeint er solle sie nur nehmen wenn er glaubte eine zu brauchen. Brauchte er jetzt eine? Er war doch ganz entspannt und die kichernde Angst hielt heute den Mund. Nein. Heute brauchte er keine. Doch irgendwie komisch war es schon, mit dieser Gewohnheit zu brechen. Und das nach einem so aufwühlendem Tag.

Er drehte sich auf den Rücken, legte die Arme auf die grellbunte Bettwäsche die sein persönlicher Berater in Wohnsachen ausgesucht hatte. Bastian mochte die Bettwäsche nicht. Aber sie war modern, und sein Image war sehr wichtig. Er wollte ja etwas gelten in der Welt. Aus dem selben Grund hing ein grässlicher Kunstdruck an der gegenüberliegenden Wand. Bastian B. Bux, ein Mann von Welt. Immer top gekleidet.

Passt das überhaupt zu mir? Fragte er sich. Wie seltsam dass ihm diese Frage vorher nie in den Sinn gekommen war. Aber seinen Freunden gefiel sein Lebenswandel, er wurde oft eingeladen. Also musste es doch seine Richtigkeit haben. Er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete blickte er in ein riesiges, weißhaariges Hundegesicht.

Bastian schrie. Obwohl es eben noch so real vor ihm stand war das Gesicht nun verschwunden. Bastian atmete hektisch, sein Herz klopfte rasend schnell. Sein Kopf war angefüllt mit wirren Gedanken. Okay, sagte er sich, beruhige dich, alles ist in Ordnung. er hätte die Tablette doch nehmen sollen. Das kam nun davon. Er sollte sich von alten Männern nicht einreden lassen dass er seine Medikamente nicht brauchen würde. Plötzlich war Bastian wütend auf Koreander. Aber nein, sagte er sich, er kann doch nichts dafür. Er war doch noch nie völlig normal gewesen, und jetzt in seinem hohen Alter...

Er bemerkte dass er aufrecht im Bett saß, und ließ sich dann wieder in sein Kissen fallen. Erleichtert schloss er wieder die Augen und schlief sofort ein.

Am nächsten Morgen war der Schrecken der vergangenen Nacht vergessen. Zwar war ihm den ganzen Morgen über als hätte er irgendetwas vergessen, doch ihm fiel nichts konkretes ein. Bevor er zum Meeting mit seinem Lektor ging nahm er das Döschen mit den Tabletten aus seiner Manteltasche. Das tat er sonst nur wenn er sich Nachschub holte. Er vergaß das Döschen dann auch. Er bemerkte es erst als er schon im Auto saß und da sagte er sich was solls. Er verbrachte den Nachmittag damit sich anzuhören dass es so nicht weiterginge, dass er wenn er zu lange auf ein neues Werk warten liesse er die Erwartungen seiner treuen Leser hochschrauben würde. Ausserdem sollte er sich mal wieder neueinkleiden, man könne doch nicht in den Klamotten vom letzten Jahr zu den Verhandlungen über die Filmrechte an einigen seiner Bücher gehen. Was mache denn das für einen Eindruck.

Am Abend war er auf eine Party eingeladen. Er stand mit einem Glas Sekt in der Hand bei feingekleideten Damen und Herren und lachte viel, und bemühte sich geistreiche Bemerkungen zu machen. Eine starkgeschminkte Frau der man jedes ihrer Liftings deutlich ansah berührte immer wieder wie zufällig seinen Arm. Bastian lächelte sie freundlich an und machte Komplimente, und versuchte dann den Rest des Abends von ihr fern zu bleiben.

Lange nacht Mitternacht stolperte er wieder in seine große, leere Wohnung. Er liess sich ächzend in einen orangen Designer Sessel aus Kunststoff fallen und schlief bald ein.

Als er wieder erwachte hatte sich der orange Designer Sessel in einen hochlehnigen Stuhl aus Holz verwandelt. Vor sich hatte er einen schweren Holztisch hinter dem ein Mann stand. Er trug weiche ledernde Hosen und ein helles Hemd. Seine dunklen Haare waren zu einem Schopf gebunden und seine Haut schimmerte olivgrün...

Er sah Bastian aus seinem strengem Gesicht heraus an. "Bastian." sagte er schlicht.

Bastians Augen hatten die Größe von Billiardkugeln angenommen und sein Mund stand offen.

"A...A...Atreju...?"

"Sieh an, du kennst mich ja doch noch." Dann lächelte er. "Schön dich wieder zu sehen, Bastian Balthasar Bux."

"Schön dich wieder zusehen, Atreju..." sagte Bastian heiser. Dann stand er zittrig auf, stellte sich vor seinen alten Freund und streckte unschlüssig die Arme aus. Atreju nahm ihm die Entscheidung ab und nahm ihn herzlich in die Arme.

Bald saßen sie wieder. Atrejus Gesicht blieb ruhig, aber Bastians Züge waren stumme Zeugen seiner inneren Zerissenheit. Lange Zeit sprachen sie garnicht miteinander. Bastian war es der dann endlich das Schweigen brach.

"Ich sah Fuchur, doch ich wusste es nicht. Jetzt weiss ich es wieder und frage mich wie ich es vergessen konnte."

Atreju blickte ihn weiterhin stumm an. Er würde Bastian reden lassen bis dieser alles gesagt hatte was ihm auf dem Herzen lag.

"Ich leugnete euch, Phantasien, alles. Vor mir selber und dem Rest der Welt..." Er schluckte schwer. "Ich fütterte das Nichts..." flüsterte er, denn erst in diesem Moment wurde ihm klar dass es so war.

"Wie geht es der Kais...wie geht es Mondenkind?"

Atreju lächelte. "Möchtest du sie sehen?"

"Ist es weit bis zum Elfenbeinturm...oh ich vergaß wo wir sind." Sie lachten beide. Es war das erste ehrliche Lachen seit langem für Bastian.

Draussen lag Fuchur und zwinkerte Bastian zur Begrüssung zu. Halb lachend halb weinend kraulte dieser den Drachen hinter den Ohren.

"Ich freue mich so euch zu sehen" versicherte Bastian immerwieder. "So sehr."

Er jubelte während dem Ritt durch die Lüfte bis er heiser war. Er lachte wie ein Kind und freute sich über jede Einzelheit die er unterwegs sah. Der Ritt dauerte etwas länger als Atreju angenommen hatte, aber das lag wohl daran dass Bastian es genoß Phantasien wieder zu sehen. Endlich.

Als er vor dem letzten Stück des Weges stand hatte er wieder ein wenig Angst. Würde er sie sehen können? Er wusste das jedes Wesen die kindliche Kaiserin nur einmal im Leben sehen durfte, aber vielleicht hatte sie inzwischen wieder einen anderen Namen...

Als er merkte dass das Stück ihm geschenkt worden war, schien sein Herz zu bersten vor Freude. Und da stand sie. Sie sah aus ihren großen goldenen Augen zu ihm hinauf und lächelte ihr unverändertes Lächeln.

"Da bist du ja Bastian."sagte das kleine Mädchen.

"Ja, da bin ich." Er strahlte. "Ja, da bin ich."

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