Rainer/Myrleans/Matthias Fan-Fiction

Folge 4 (Myrlean)

E-MAIL: Myrlean

Einen Moment überlegte Bastian ob er wirklich abnehmen sollte. Eigentlich wollte er ja lieber in Ruhe nachdenken. Aber schließlich griff seine Hand wie von selbst nach dem Handy und drückte das grüne Knöpfchen.

"Ja?"

"Ah Bastian, ich dachte schon du nimmst nicht mehr ab. Hör zu Basti..."

Bastian dachte über Handystrahlung nach. Wahrscheinlich krochen die Strahlen gerade durch seinen Gehörgang in sein Gehirn und kochten es weich. Vielleicht mutierten seine Stammzellen und die seiner Kinder würden später auch durch Handystrahlung verändert und so weiter, und seine Urururenkel könnten dann Gedanken lesen oder Dinge nur mit ihren Gedanken bewegen und... Vielleicht bekam er auch Krebs davon. Man bekommt ja heute von allem Krebs. Die quäkende Stimme seines Agenten die den Hintergrund zu seinen Gedanken bildete bekam einen fragenden Unterton. Bastian antwortete einfach mit einem "Ja", da das in 90 Prozent der Fälle genau die Antwort war die sein Agent hören wollte und deswegen früher oder später auch zu hören bekam.

"Guter Junge, mein Basti."

Nenn mich nicht immer Basti und guter Junge als wäre ich 4 und schwachsinnig du blöde Arschgeige dachte Bastian und sagte "Klar, immer doch."

"Also, Basti, dann also am Mittwoch um 13 Uhr in der Buchhandlung in der Birkenallee. Ich lasse dir 50 Exemplare deines letzten Buches zum signieren kommen, und die Autogrammkarten sind schon in der Buchhandlung."

Also habe ich zu einer Autogrammstunde ja gesagt, dachte Bastian. Hätte schlimmer kommen können. Obwohl ich momentan auch darauf keine Lust habe. Der Agent verabschiedete sich mit der Entschuldigung dass er ja gerne noch plaudern würde aber die Geschäfte schliefen eben nie, Haha, man sieht sich ja sicher auf der Party am nächsten abend und Bastian solle doch bitte die Sachen anziehen die er ihm hatte kommen lassen.

Das Handy flog in eine Ecke und schlug eine Delle in die Wand.

Ich will nicht.

Nein. Ich kann nicht mehr.

Atreju hat recht.

Ich will Schluß machen mit alledem. Ich. Will. Meine. Ruhe.

Ich bin ein Weichling, dass ich das noch mitmache. Ja. Selbstmord ist etwas für starke Menschen, die sich trauen dem Tod ins Auge zu sehen und es hinter sich zu bringen. Er ging ins Treppenhaus und stieg bis ganz nach oben. Er öffnete die Tür zum Dach und trat ins Freie. Zielstrebig lief er auf die Kante zu. Endlich würde er seine Ruhe haben vor nervenden Agenten und dem Zwang ein literarisches Meisterwerk abliefern zu müssen, und das am besten nächsten Donnerstag, dankeschön. Er holte Luft und...

"Vorsicht, sonst fällst du noch." Eine lächelnde Frauenstimme ließ ihn herumfahren.

"Eh Ich ehm ich ich." sagte Bastian und starrte in ein Gesicht mit großen grünen Augen und einem freundlichem Lächeln.

"Aha?" sagten die Augen und das Lächeln freundlich.

Bastian fuhr sich nervös durch die Haare und versuchte krampfhaft dem Lächeln auszuweichen."Ähm ja. Also." Er lachte nervös.

"Geht es dir nicht gut?" fragte das Lächeln. "Ich bin Selma."

Das Lächeln hatte nun einen Namen und nun vermied es Bastian Selma anzusehen. Wie peinlich beim Selbstmord gesrört zu werden. Jetzt müsste er wieder runtergehen und so bald würde er sich sicher nicht trauen. Es war zum heulen. Er klappte förmlich in der Mitte zusammen und setzte sich einfach auf den Boden. Selma ließ sich neben ihm nieder und sagte nichts.

"Bastian." sagte er nach einer Weile. "Ich bin Bastian Balthasar Bux."

Selma grinste freundlich. "Hallo, Bastian Balthasar Bux. Ich bin einfach nur Selma Berenz."

Sie reichte ihm eine warme Hand und er schüttelte sie ohne aufzusehen. Schweigen.

"Warum wolltest du da runter springen?"

Die Frage hing in der Luft und Bastians Herz setzte kurz aus. Es war peinlich. Er kannte dieses Mädchen ja garnicht. Scheu sah er sie aus dem Augenwinkel aus an. Schwarze kurze Haare hatte sie und grüne Augen und eine kleine Nase und einen Mund der dauernd lächelte. Ihre Augen taten das auch, und das war etwas was Bastian so lange schon nicht mehr gesehen hatte dass es ihn verwirrte. Gut, ich kenne sie nicht, also kann ich ja reden.

"Ich wollte einmal stark sein" flüsterte er. Sein Hals war ganz rauh.

"Das verstehe ich nicht."

"Naja...ich..wollte ..ich will tot sein, aber bisher war ich zu schwach. Und nun...wenn ich mich umbringe... dann.. muß ich ja stark sein, und mutig."

"Nun es erfordert Mut sich das Leben zu nehmen." stellte sie fest.

Erleichtert atmete er auf. Sie verstand ihn.

"Aber nicht halb so viel Mut wie es erfordert zu leben."

Nein. Nein. "Ach. Leben. Man lebt doch einfach ohne was tun zu müssen. Da muß man nicht mutig sein."

Sie lächelte weise. Sie war schön fand er. So weit er das sehen konnte, denn lange traute er sich nicht sie anzusehen.

"Um wirklich zu leben, um sich auszuleben, gehört sogar eine ganze Menge Mut. Einfach vor sich hin vegetieren, ja, das kann jeder, ja. Aber ich wage zu behaupten, dass so zu leben wie man wirklich will tausendmal mehr Mut und Kraft erfordert als von einem Haus zu springen."

Sie stand auf und Bastian sah sie schüchtern an. Stimmte was sie sagte? Es klang richtig aber..

"Wenn du mutig sein willst, Bastian Balthasar Bux, dann lebe. Tu was du willst."

Sie lächelte und drehte sich um und ging.

Vertraute sie so darauf ihn überzeugt zu haben oder war es ihr nur egal ob er sprang oder lebte? Bastian hoffte es wäre das erstere.. und dann hatte sie auch noch "Tu was du willst" gesagt...woher kannte er das..? Er wusste es hatte etwas mit seinen Träumen von Phantasien zu tun, aber so viele Erinnerungen waren verschüttet und seit dem Aufstehen wurde das Bild immer blasser.

Tu was du willst.

Sollte er das wirklich tun? Und, was wollte er eigentlich?

Kommentare bitte an Myrlean.

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